… Schwerter oder Pflugscharen. Für beides wird es nicht reichen.

Krieg ist das Versagen der Diplomatie. Buchstäblich auf ganzer Linie. Diplomatie ist Kommunikation, Kompromissbereitschaft und – fähigkeit, integratives Denken und Handeln. Eventuell auch ein wenig freundliche Erpressung 😉 Noch leben Menschen, die uns erzählen können, was Krieg im eigenen Land bedeutet. Und was eine Atombombe. Was es bedeutet, wenn Kinder und Greise einen Krieg gewinnen sollen, der längst verloren ist – nur weil die Verantwortlichen nicht kapitulieren wollen. Krieg ist keine schöne saubere Auseinandersetzung zwischen Profis. Der Anteil toter Zivilpersonen bei militärischen Handlungen ist seit dem Deutsch-Französischen Krieg 1871 stetig angestiegen. Las ich mal vor vielen Jahren eine Statistik. Den Gegner zusätzlich zu demütigen, indem man „seine“ Frauen vergewaltigt, ist eine militärische Strategie und kein bedauerlicher Ausrutscher. Zivilpersonen als Schutzschilde zu benutzen auch nicht. Dass Menschen bereit sind, zu foltern, zu töten, zu vergewaltigen, wenn man ihnen die Erlaubnis dazu gibt und ihnen die Verantwortung dafür abnimmt, ist nichts Neues. Im Strafrecht ist es nun aber so, dass ein Verbrechen, auch ein Kriegsverbrechen, nachgewiesen werden muss. Auch dem Scheissnazi muss ich seine Schandtaten beweisen. Das war bitter für die Zeuginnen und Zeugen in den Prozessen nach 1945. Wenige Tage nach dem russischen Einmarsch (grade wollte ich Kriegsbeginn schreiben, aber der war ja 2014) sah ich in der Tagesschau Bilder von ukrainischen Männern, die sich an flugs eingerichteten Ausgabestellen Gewehre abholten und damit nach Hause gingen. Also sie gingen offenbar nicht in eine Kaserne, auf einen Appellplatz oder in irgendeine Befehlsstruktur. Rein theoretisch wären diese Männer also gut ausgerüstet, um ein wenig Jagd auf Russenfreunde, Plünderer und so weiter zu machen. Das hab ich mir jetzt natürlich alles zusammenschwadroniert! Und es gab Bilder von ukrainischen Männern, die an der Grenze aus den Zügen geholt wurden, weil sie natürlich Soldaten werden sollten und nicht etwa mit Frau und Kindern das Land verlassen! Ich finde, auch Männer sollten das Recht haben, zwischen Abhauen, Draufhauen und Totstellen zu entscheiden. In ausweglosen persönlichen Situationen sind wir sowieso nicht freie MeisterInnen unserer Entscheidungen. Ich wäre gespannt, was ohne allgemeine Wehrpflicht eigentlich passiert. Kämpfen dann nur noch Söldner? Wäre das ehrlicher? Hm. Gibt ja noch die allgemeine Mobilmachung. Im Verteidigungsfall müssen meine Wahlsöhne schießen und für mich und alle meine Herzensdamen findet sich auch noch ein Plätzchen. Kein Entkommen. Naja. Vielleicht gibts dann ja keinen Strom mehr, dann gibts auch kein Internet mehr und die flächendeckende Überwachung ist Geschichte. Mut, meine Damen und Herren! Niemand weiss, was morgen ist.

Und was machen wir eigentlich ohne diese ausweglosen Situationen? Dann wäre ja alles schnuckel, wie langweilig. Keine Helden, keine Opfer, nix. Echtes Mittelmaß.
Und wieso in Dreiteufelsnamen gelten Menschen, die grade und aufrecht stehen bleiben und darauf beharren, ihren Kopf zum Denken und nicht zum Helmtragen zu verwenden, als moralisch bedenklich, feige und schlimmeres? Mir klingeln noch die Ohren: „Na, das war doch gar keine richtige Revolution 1989, da ist ja gar kein Blut geflossen.“ Ist das der Maßstab? Dass es richtig um was geht? Um was wichtiges? Wenn das so wäre, wieviele Menschenopfer brauchen wir, um die Götter des Klimawandels zu versöhnen? Darf ich Elon Musk auf den Mond schnipsen? Das täte ich natürlich gerne, bevor er unser Trinkwasser vergiftet. Gottseidank ist er kein Jude, sonst würde ich jetzt die Brunnenvergifter-Geschichte verbreiten. Man muss ja so aufpassen. 


Ich jedenfalls bin froh, dass mein Autoschrauber im Herbst 1989 nicht auf mich und meine FreundInnen schießen musste. Das hätte uns beiden nicht gut getan. 


Мир. Auf russisch „Frieden“ oder „Welt“. Im Schlachtenlärm geht grade vollkommen unter, dass es in der patriarchalen Welt sowieso keinen Frieden gibt. Für niemanden. Also was wundern wir uns eigentlich. „Krieg dem Kriege. Und Frieden auf Erden.“ Leute, lest Tucholsky. Und Ossietzky, Mühsam, Luxemburg und Suttner. In allen Vorkriegen unserer jüngeren Geschichte wurde zunächst die Welt in Gut und Böse eingeteilt.

Einfach nicht mitmachen. Wäre ein Anfang.

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