Mut zum Übermut

Mein altes Jahr habe ich vorhin in der Ostsee mit einem Jauchzen dem immerhin 2 Grad warmen Wasser anvertraut. 🥶 (Luft waren 10) Heute früh zog ich den Kojoten aus den Krafttieren, während ich über den Kojoten in meiner Neujahrsmail schrieb, naja. Und was sagt er, na – dass das Alte sich erst auflösen und verabschieden muss, bevor das Neue sich entfalten kann und sichtbar wird. Phhh. Die Weichen sind gestellt, schauen wir mal. Vorsichtshalber habe ich trotzdem meine Ausstellung im Januar abgesagt und auch die Konzertlesung mit Mona Ragy Enayat im Februar. Wir werden alles morphen, verschieben, umplanen……… irgendwann. Ich bin ja nun zwar Künstlerin, aber nicht komplett bescheuert – mit viel Aufwand etwas vorbereiten, was nach aktuellem Stand nicht viele Chancen hat, stattfinden zu können … nein. Da übe ich lieber Rahmentrommel. Und freue mich an meinem Stipendium 😎

Alles Gute, Gesundheit und Mut!

„Niemandsland“ – Ingeborg Freytag Grafische Arbeiten 2016 – 2022


Keine Ahnung, wie es gehen wird, aber ich plane die Ausstellungseröffnung am 23. Januar 2022 um 16.00 in der Frauenkultur Leipzig. Wir brauchen neue Formate, soviel ist sicher. Ich arbeite daran, wenn ich nicht gerade verzweifle. Aus heutiger Sicht wird die Frauenkultur geschlossen sein und die mögliche Öffnung nur weitere Perspektivlosigkeiten zementieren. Ich liebe Zement. Wo’s passt.

Musik: Ingeborg Freytag und Nora Thiele

Worte: Mona Ragy Enayat 

„Raum erschaffen, dehnen, verteidigen – ihn loslassen und woanders neu erschaffen, ihn mitnehmen in die Freiheit der Bewegung und der Möglichkeiten. In die Heimatlosigkeit tauchen, zwischen den Grenzen sitzen, verschlossene Türen wahrnehmen und den Geist öffnen. Dem Ungeformten, dem Undefinierten, dem Haltlosen erlauben, da zu sein, ohne es zu verfolgen und zu umzingeln wie einen Feind, der gestellt und gefangen werden muss. Nicht aufhören zu fühlen. Verzweiflung und Hass, Schönheit und Mitgefühl. Nichts dauert für immer. Töne und Bilder geben Form und Halt. Und sie geben Auskunft über das, was fehlt. Töne und Bilder verwandeln, was ist. Neue Räume, neue Realitäten, neue Träume und neue Ideen entstehen. Aus Tönen werden Bilder werden Worte werden Töne. Aus den Trümmern des EntwederOder klettert das SowohlAlsAuch wie eine misstrauische Katze, die du mit sanften Worten lockst.“ (IF)

Zweifel und Gewissheit

Ja, ich muss mich grad sehr zusammennehmen, um nicht zu glauben, es wäre völlig sinnlos, hier etwas zu schreiben. Und nein, ich höre nicht auf zu arbeiten. Ich habe vor kurzem ein Stipendium erhalten und wenn es mir gelänge, einfach nur Künstlerin zu sein und alles andere direkt vor meiner Studiotür fallen zu lassen … hm, wäre prima, geht aber nicht. Ich tue das, was ich schon immer tue. Zuhören. Meine ganze Kindheit und Jugend sehe ich mich in den Künstlergarderoben (heute Backstage) „rückwärts aufm Stuhl mit der Lehne nach vorn“ sitzen und zuhören. Den Geschichten der ArtistInnen über die Klubs auf der Reeperbahn und den Straßenverkehr in Kairo. Den Erzählungen der Männer von Widerstand und bitteren Niederlagen „bei der Fahne“ (der NVA). Anekdoten über Parteisekretäre, die sich aufführten wie Gutsherren und doch vor dummdreisten Schwejkiaden regelmäßig kapitulieren mussten. Wie starben Werner Lamberz und Dean Reed? Wieso konnten wir einen einzelnen Wolf Biermann nicht ertragen und hierbehalten? Der tiefe Fall von O.F.Weidling und die ebenfalls ausreisenden Oldtimer von Manfred Krug. Alles wurde ausgewertet. Zuhören. Im Raucherzimmer der Hochschule, beim Trampen, vor dem Konzert, nach dem Konzert, beim Unterrichten, Malochern, SED-Funktionären, Stasispitzeln, Christenmenschen, Monarchisten, Anarchisten, Rockys, Jazzern, Jugendlichen, Alten und Kindern und Katzen und Spinnern. Damals, als ich noch Musiker war. Heute bin ich wieder Musiker, aber innen.

Wenn ich Bock hätte, depressiv zu werden, würde ich das jetzt direkt mal machen. Ich bin momentan wirklich jeden Tag einmal dankbar für meine robuste Grundausstattung. Ansonsten Vitamin C, Vitamin D, Atemübungen nachts um drei auf der Terasse, selbst hergestellte Artemisia Annua Tinktur, Johanniskraut Kapseln hochdosiert (ja, nur kurz und nur für die Balance). Aus Madagaskar brachte ich ein Limetten/ Honig/ Ingwer Rezept mit. Und ich halte mich möglichst fern von allen, die mir auf die Eier gehen wollen – auf alle 120000 oder wieviel ich davon nun noch habe. Und wenn an einem „meiner Orte“ auf einmal Birkenporling wächst, halte ich das immer noch für ein Zeichen, egal was irgendwer erzählt.

Der Tag ist nicht mehr fern, an dem unsere gesetzlichen Krankenkassen und unsere Gesundheitsversorgung, so wie wir sie kennen, Geschichte sind. Genaugenommen sind sie bereits Geschichte, nach allem was jetzt so gesagt und diskutiert werden darf. „Vermeidbare Krankheiten“ werden mindestens Selbstbeteiligung oder volle Kostenübernahme nach sich ziehen. Sag jetzt nicht, aber ich lebe doch ganz gesund, mir passiert doch nix. Wir werden wieder lernen, uns um uns und unsere Heilung selbst zu kümmern und Menschen zu finden, die uns beistehen. Und ansonsten haben wir entweder die Kohle für die Behandlung oder Glück im Unglück. In der Welt außerhalb Europas ist das eh Standard.

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