In der alten Schule Trebbus arbeite ich grade mit Roswitha an unserer Performance zur OpenArtLausitz. Im ehemaligen kleinen Schulsaal steht mein kleines Mobilstudio und die komplette Livetechnik. Alle Maschinen blinken und machen was sie sollen, wenn auch des Öfteren mit gutem Zureden und kleinen Tricks und Workarounds. RoB hat gefühlt zwei Hände voll Projektoren am Start und eine wirklich bezaubernde und, soweit ich das beurteilen kann, bisher ungesehene Bildsprache gefunden. Ich hatte in der Stadtbibliothek Leipzig ein Buch über sorbische Musik ausgeliehen und hab grade eben ein Original in die Kiste gespielt. Nachdem ich vor Wochen schon eine Stunde sorbische Volksmusik auf YouTube hörte und danach etwas spielte, was sich durchaus original anhörte. Loops sortieren und neue einspielen und die Musik Gestalt annehmen lassen. Ich bin froh über unsere Gemeinschaft hier und die bruchlose Zusammenarbeit, direkt inspiriert vom Schöneberger Küchentisch, an dem schon so manche Welt aufgelöst und neu zusammengesetzt wurde. Zwischendurch segeln Konzertangebote für 2022 herein, die Sonne scheint und ich beschließe, die finsteren Lords dieser Erde in ihrer Finsternis, Unbarmherzigkeit und mitleidlosen Ignoranz einfach mal sitzen zu lassen. Mich beschäftigt, ob Widerstand als Energieform nicht auch Unterstützung ist. Wenn mein Feind sich von meiner Energie ernährt, muss er verhungern und aufgeben, wenn er keine Energie mehr von mir bekommt. Oder? Was ist, wenn der Feind nicht erreichbar, nicht greifbar, namenlos und ohne Bild ist? Bolsonaro selber holzt ja den Amazonasregenwald nicht ab. Hm. Keine Angst, ich werde mich bis zur Erleuchtung trotzdem weiter aufregen…. und Schönheit erschaffen. Schöne Musik, schöne Bilder, schöne Esstische, schöne Räume. Zu allem anderen habe ich kein Talent.
Monat: Juli 2021
HEUTE 210721
Gestern und heute unterwegs im Vorbereitungsmodus für OpenArtLausitz. RoB meinte, das wäre so ein schönes Datum heute. Gestern Nacht musste ich drei Mücken erschlagen, bevor ich dann schlafen konnte…. phhhh.
Heute also an der F 60, Abraumförderbrücke und Bergbaudenkmal in der Lausitz. Gigantisch. Ich fand einen klingenden Zaun. Gestern warfen die Atelierhof-Frauen ungeordnet Steine in einen Container. Ich fürchte, es werden soviel Töne, dass ich zu unserer Performance am 6. August gar nicht alles verarbeiten kann. Egal. Ich bin dankbar für alle Erlebnisse und Erfahrungen im Moment! Für das vertiefte Hören und das vertiefte Nachdenken darüber, was ich eigentlich tue, wie genau das heißt, wer ich bin, woher ich komme und warum ich tue was ich tue und bin, die ich bin.
Auf das Leben, die Liebe und die Kunst – auf unsere Vielfalt, die überdauern wird.
Die eigene Art
Ein Zitat von Luisa Francia, vom 16. Juli 21: „Das problem mit der eigenartigkeit (die eigene art finden und bewahren)ist dass die stimmen von aussen so laut sind und die stimme der intuition ist so fein und leise, manchmal kaum wahrzunehmen. Dafuer brauchts das alleinsein, stille und zeit. Einsam wird man entgegen der allgemeinen angstmache nicht allein, im einklang mit sich selbst, sondern mit menschen, die eine/n nicht achten.“ Auf salamandra.de gibt es mehr.
„Utopische Tafel“ am 24. Juli 2021 ab 15.00 in der Frauenkultur LE
Schöner Workshop heute! Trommelmusik von den Susu/ Guinea, neunstimmig, wieder spielen zu können – schön. Natürlich vergaß ich, meine Teilnahme an der Utopischen Tafel am 24. Juli zu erwähnen und dazu einzuladen. Das sei hiermit nachgeholt! Utopische Tafel Süd
Ich bin als Aktivistin der 80er und 90er gefragt, meine Erinnerungen/ Geschichten über innere und äussere Widersprüche zu teilen, um aus den Erinnerungen an Vergangenes möglicherweise Visionen für die Zukunft zu basteln. Alle Revolutionen beginnen mit Gerede. Ziel der Stadtteilgruppen ist die Vorbereitung des dezentralen Statt- Lichtfestes im Oktober. Bisher ging das Lichtfest ja an den Bürger!nnen von Leipzig vorbei und ebenso an den Leipziger Künstler!nnen, die vor und nach 89 aktiv waren. Und sind. Erinnerungskultur heißt eben auch gut achtgeben, wer möglicherweise versucht, Vergangenes zu instrumentalisieren oder daraus Kapital zu schlagen. Oder beides.
Ich lese grade, in Vorbereitung der OpenArt Lausitz „Ich schimpfe nicht, ich sage nur die Wahrheit —- Eine Ethnographie des Unmuts am Beispiel der Bewohner des Elbe-Elster-Kreises/ Brandenburg“. Mir gefällt ja die Idee, mal zur Abwechslung die Dinge zu betrachten wie eine Ethnologin oder Volkskundlerin, schon immer.
Und die „Gespiegelte Zeit“, Abschlussveranstaltung des GEDOK-Kunstsymposiums, war so schön! Tolle Begegnungen mit den Performances der Kolleg!nnen, tolle seltsame Musik, Glücklichsein, Dankbarsein.
Naja. Kann man ja nicht oft genug sagen. Strukturen, die auf Unterdrückung, Ausbeutung und Zerstörung abzielen, schaden uns allen. Und wer aktuell genug Kohle hat, um jeglichen Schaden woanders hin zu wälzen – zu dem kommt irgendwann das Wasser, der Wind, das Feuer, der Sturm, der Vulkan, der Erdrutsch. Auch Gewalttäter werden Kompost. So. Dazu passt das Lied von Olombelo Ricky und Olombelo Freytag für die Ahnen und Ahninnen, die Frauen und Männer, Tiere, Pflanzen, Steine, die vor uns waren. Und immer noch da sind. Hier sind. In dieser und anderen Welten.
Sequoia Music
Meine Kommunikation mit dem Mammutbaum im Caspary-Garten/ Schönstattzentrum in Trier. Der Stammdurchmesser der Sequoias in Kalifornien kann ca. 7 m betragen. So gesehen hab ich mich also in Trier mit einem Baby unterhalten. Gestern Abend redete ich viel mit einem Kollegen, über Musik, übers Unterrichten, übers Üben, übers Komponieren und über die Sehnsucht, sich mitzuteilen – zwischendurch spielten wir einen wilden Mix aus Rahmentrommel-Grooves und afropäischer Trommelmusik. Der Begriff „afropäisch“ stammt ursprünglich von der belgisch-kongolesischen Musikerin Marie Daulne (ZAP MAMA) und steht für afrikanischstämmige Menschen, die in Europa leben – rund 30 Millionen sollen es heute sein.
Natürlich kam die Frage auf, was ist Jazz. Ich erzählte, dass ich froh bin, bei RTA Madagaskar schon mal meine Meinung dazu dargelegt zu haben. Hier etwas von Dave Brubeck zum Thema, direkt aus meinem Herzen: „Es gibt einen Weg, sicher zu spielen, es gibt einen Weg, Tricks zu benutzen, und es gibt den Weg, wie ich spiele: der gefährliche Weg, auf dem du Fehler riskierst, um etwas zu schaffen, was du nie vorher geschaffen hast.“
Dreimal Wunderbare Mutter, Königin und Siegerin von Schönstatt.
Improkonzert zum VI. Internationalen Kunstsymposium der GEDOK
Ich spiele bis auf eine Ausnahme mit musikalischen Erstkontakten und bin schon sehr gespannt auf das wilde Becken voller seltsamer Fische. Und geneigte Publiwitsche. Geige/ FX/ Perkussion/ Stimme/ Loopstations! Am 11. Juli 2021 um 14.00! Draußen und drinnen! Willkommen!
Was ich gerade tue
Die Realität fangen und so lange schütteln, bis zumindest ein paar Illusionen herausfallen. Über beide Begriffe und deren Inhalte lässt sich trefflich streiten. Ich dehne die Räume zwischen Innenwelt und Aussenwelt und praktiziere mal wieder die Übungen von Pauline Oliveros. Aus den aktuellen Studioaufnahmen sollen mindestens zwei neue CD’s werden. Ich arbeite gerne nach der Paul-Klee-Methode, der immer 3-5 Bilder gleichzeitig malte, mal hier ein Stück, mal da ein bisschen.
Wir sitzen bei der Probe und frotzeln herum, dass die Künstlerverträge der Zukunft ganz einfach sind. Zwischen Vertragspartner 1 und Vertragspartner 2 wird vereinbart: die Veranstaltung findet statt oder auch nicht. Unsere Berufsgruppe und unsere Arbeitspartner!nnen in der Kulturwirtschaft können ja jederzeit wieder runtergefahren und mit Verboten belegt werden. Da braucht es völlig neue Formate. Die Menschen, deren Berufs- und Arbeitsethos mich mitgeprägt hat, arbeiteten teilweise schon vor dem Krieg im Variete. Damals war eine Zusage eine Zusage, die mit Handschlag bekräftigt wurde. Als Entschuldigung für NichtAuftreten galt nur der eigene Tod. Ansehen erwarbst du dir durch Loyalität und Wahrhaftigkeit den Arbeitspartner!nnen gegenüber. Diesen Grundvereinbarungen konnten auch Kriegs- und Nachkriegszeit und die darauf folgende Partei, die immer recht hatte, nichts anhaben.
Türen gehen zu. Türen gehen auf. Fenster erscheinen. Schatten tauchen auf. Schatten verschwinden. Probleme erledigen sich selbst. Menschen kommen in mein Leben und werden schnell wie ein Augenblick zu neuen Weggefährt!nnen. Eine seltsame Zeit. Als hätten wir alle keine Zeit mehr. Ich wechsle zwischen tiefer Klarheit und flirrender Unruhe. Folge den Zeichen. Hör zu. Walk In Beauty.