Was mich stärkt

… da Krieg ja nunmal nicht kreativ macht und wir offiziell in eine neue Epoche eingetreten sind, in der ein Atomkrieg führbar ist und ich meinen Hass auf alles, was nicht direkt genauso ist wie ich, ohne Grenze ausleben darf (das war vorher ein NeoNaziPrivileg) …..

Dass ich meine wunderbare Kollegin MFA Kera beim Parlament der Bäume singend wiedertraf.

Ingeborg Freytag und MFA Kera 2022

Dass ich immer wieder Menschen begegne, die ihren Verstand nicht in Insolvenz schicken wollen und nach Strategien forschen, wie dem allgemeinen Kriegsgeheul zu begegnen sei. Wenn ich es nicht mehr schaffe, zu denken und zu fühlen OHNE für oder gegen Kriegsgeheul zu sein, bin ich mittendrin im Spiel – ich bin der Herr, deine Ideologie, du sollst keine anderen Ideologien haben neben mir und dein Geist soll verdunkelt sein, sodass du die moralische Zwickmühle wahrhaftig als Kampf zwischen gut und böse siehst und dann komme ich mit der einzig wahren Wahrheit und du musst dich nie wieder schlecht fühlen, weil du dich nie wieder entschuldigen oder aus der Geschichte lernen musst und überhaupt! Wir sind wieder wer! Die deutschen Waffen soll die Welt begaffen!

Gedenkstätte Ravensbrück

Dass ich eins wirklich genau weiss: Wenn der Russe kommt, dann packe ich meine Geige aus und spiele Podmoskownyje Wetschera. Und 30 oder 50 Jahre später dreht dann jemand einen Film, der heisst nicht der Pianist sondern die Geigerin. So.

Ingeborg Freytag und Valeri Funkner

Dass ich überall wo ich bin oder hinfahre, frische Kräuter, Gemüse und Obst finde und mich mit der lebendigen Natur verbinden kann – beim Essen, Laufen, Horchen, Sitzen und Denken.

Dass meine Freundinnen über Häuser, Grundstücke, Öfen und Infrarotsaunen verfügen und ihren Reichtum großzügig mit mir teilen.

Die Künstlerin verschwindet hinter ihrem Werk

Dass ich meiner madegassischen Musikerfamilie immer mal helfen kann, mit Geld, Papieren, Worten, Musik und Präsenz.

Kraniche, Gänse, das Ende der Welt und das Konzert für den Iran

Grade ist mir wieder sehr bewusst, dass ich mich in der Landschaft der Endkämpfe des 2. Weltkriegs befinde. Passend dazu wird am nahen Schießstand geschossen. Morgen besuche ich die Gedenkstätte, so wie immer alle ein bis zwei Jahre. Das Kranichvolk versammelt sich am nahen Fließ, ab und an überfliegen Gänse den Hof. Aus dem Leihregal im Bioladen kommt aktueller Lesestoff: Eine Biographie von Alma Mahler (von Francoise Giroud), klassische jüdische Witze von Salcia Landmann und „Ideen, um das Ende der Welt zu vertagen“ von Ailton Krenak, einem brasilianischen Indigenen, da gefällt mir schon beim Reinlesen der Perspektivwechsel, bei uns auch gerne Relativieren genannt. Wir haben halt keine Ahnung, dass die Welt als erstes mal umgeträumt und neu gedacht werden muss. Danach kommt das Gerede, mit dem alle Revolutionen beginnen. Ja, ich darf darüber reden, dass dieses Land, diese Landschaft, seit Jahrzehnten jedes Jahr Knochen von toten Soldaten ausspuckt. Knochen von Männern aus Deutschland und Knochen von Sowjetbürgern. Damit mache ich das Leid der Menschen in den aktuellen Kriegen nicht kleiner. Und: Wie hoch war eigentlich der Anteil der „Flintenweiber“? Ui – da sind sie wieder, die Flintas. Tut mir leid, ich bin Musikerin, ich höre den Klang der Worte, bevor sich mir der Sinn erschließt. Und dann finde ich den Sinn öfter zum Lachen. Also: Waffenruhe. Und hinsetzen und reden. Ist mühsam, ich weiss. Viel Lebenszeit verbringe ich damit, Menschen zuzuhören, mit ihnen zu sprechen, sie zu motivieren, das ihnen Mögliche zu tun – Infos hin- und herzutragen und ganz am Ende zu akzeptieren, dass sie sich nicht nach meinen Wünschen richten. Je mehr meiner Hingabe und je weniger meines Egos im Spiel ist, umso erfolgreicher bin ich in der Regel. Ist es das, was die Ahnen meiner Vaterfamilie als Diplomaten in St. Petersburg taten?

Noch schnell ein Bäumchen pflanzen!

Und am 3. Dezember 2022 gibt es „Frau/ Leben/ Freiheit“, ein Konzert für den Iran in der Lukaskirche Leipzig. Bitte vormerken!

Sonne und Wind

… Kaffee, Kraniche und gestern Abend ein warmes Stübchen mit Holzbriketts. Kürzlich las ich, ob wir uns nicht wenigstens eine Gegenwart schaffen sollten, wenn wir schon keine Zukunft haben. Da ja niemand weiss, was morgen ist, wäre das für Jetzt auf jeden Fall das bessere gedankliche Konstrukt. Ich hatte gestern vorm Abflug noch ein angenehmes und informatives Erstgespräch mit meinem neuen Labelchef über alles was noch zu zun ist, damit mein GeigenSoloAlbum veröffentlicht werden kann und über die lächerlichen Windungen des Musikbusiness, denen ich mich in diesem Fall nicht entziehen werde. 2-3 „offizielle“ Veröffentlichungen und dazu 1-2 in Eigenregie, und so weiter und immer schön im Wechsel zwischen Anarchie und Anpassung, so denke ich mir das. Die Inhalte passen ja eh in kein Schubkästchen, hihi. Und welche Musik wir gut finden, hören und kaufen, steuern schon länger Algorithmen. Da sollten wir uns weder als Kreative noch als NutzerInnen irgendwelchen Illusionen hingeben. Egal. Irgendwann werden sich die Algorithmen wieder in Algenrhythmen verwandeln, Narr-ative (alle!) werden in das närrische Feld einsinken, wo sie hingehören und alle Flintas gehen als echte Töchter von Käpt’n Flint auf Kaperfahrt, statt ihre TräumeSchmerzenSehnsüchte benutzen zu lassen wie einen parfümierten Putzlappen. Und Schwupps ist die Hauptstrasse ein Spielplatz. Und über Krieg werden wir lachen. Wie dumm wir damals waren …..

Immer wieder einen Besuch wert, die „Gärten der Welt“ in Berlin Marzahn.

Ich surfte im Netz

… so für mich hin und nichts zu suchen das war mein Sinn. Nein, eigentlich wollte ich den Sinn eines Begriffes überprüfen und fiel prompt in eine Seite von Menschen, die sich mit Spaziergängen, moderner Pilgerfahrt, Medizinwanderungen, Walkabouts beschäftigen und dies auch nachhaltig orientierten Firmen anbieten. In Verbindung mit div. Teambuilding-Tools von Somatic Experience und Wildniserfahrung bis Achtsamkeitstraining. Eine Woche später hatte ich ein für beide Seiten äußerst inspirierendes Telefongespräch mit einem der Gründer. Zügig wurde uns klar, dasss wir mit herzlicher Hingabe dieselbe Sache bearbeiten und ich mit den Strategien der musikalisch-künstlerischen Berufe möglicherweise ein wertvolles assoziatives Mitglied werden könnte. Mal sehen! Jedenfalls, ich bin nicht allein mit dem, was ich mir unter Unternehmenskultur vorstelle und was ich in meinen Events und Trainings fokussiere. Und es gibt dafür immer wieder und immer weiter Partner in Wirtschaft, Industrie und Organisationen. Irgendwo muss man ja anfangen. Oder weitermachen. Die Atombombe ist auch keine Alternative. Die in diesem Zusammenhang beobachteten Ankündigungen des erweiterten Suizids würden normalerweise die Umgebung in höchste Alarmstimmung versetzen bzw. eine Einweisung nach sich ziehen. Zum Schutze des Patienten und der mitzunehmenden Nächsten. Aber für PolitikerInnen gilt das offenbar nicht.

Ja. Es fällt mir sowieso schwer, zu akzeptieren, dass auch Zerstörung ein kreativer Akt sein kann. Ich finde, das dürfen wir getrost der transformatorischen Energie der dunklen Göttinnen bzw. besser den dunklen Aspekten von Mutter Leben überlassen. Menschen sollten da nicht drin herumpfuschen. Auch keine Männer. Oder Frauensternchen. Niemand.

Ich liebe diese kleinen deutschen Texte mit kyrillischen Buchstaben! east pride – hihi!

Und: Eine kleine Anekdote vom „Highway To Hate“! Eine junge Frau kommt in den Club marschiert und bläkt: „Habt ihr etwa immer noch White Russian auf der Karte???“. Darauf faucht die Chefin: „Schon mal was von Big Lebowski gehört?“ (das war 1998 ein wunderbarer Film der Coen-Brüder, zu den Entspannungstechniken des Helden gehören neben Bowling mit Freunden und dem Anhören von Walgesängen auch das Trinken von White Russians =

  • 5 cl Vodka
  • 2,5 cl Kaffelikör
  • 2,5 cl Sahne)

Die Aggro-Braut wusste das alles natürlich nicht. Wenig später gelang es, sie auf dem Damenklo bei schwerem Drogenmissbrauch zu ertappen und alsbald mit großer innerer Schadenfreude an die Luft zu setzen. Ach ja, Geschichten die das Leben schreibt, sind schwer zu überbieten ….

Durch den Morgennebel

…. auf der Rückfahrt aus MeckPomm, wo das einzige Geräusch nachts die einzeln in die Regentonne fallenden Wassertropfen sind. Auf der Hinfahrt besuchte ich die Gedenkstätte Ravensbrück und Roswitha Baumeisters Denkzeichen für die Frauen, die in den Lagerbordellen Sexzwangsarbeit leisten mussten.

Ach ja …

Mach ich natürlich nicht. Oder zu wenig. Zwischendurch ging mein Auto kaputt, ich kam recht komfortabel durch die Situation und dachte zwischendurch immer, ich wäre in einem Theaterstück. Ich stehe zwischen Sprint, Cosy Wash und Pit Stop. Verschiedene Personen treten auf und sagen was, sind lustig oder zornig, ein Ukrainer mit Segelohren will unbedingt ein TikTokFoto mit dem Tankstellenmann machen, der Tankstellenmann gibt mir eine Bockwurst aus, so gestrandet wie ich bin, der Strassenwachtfahrer erzählt mir alles über die Situation der Autowerkstätten in Berlin, der ADAC-Heimbringer kann mich nur heimbringen, weil er vorher eine seltsame Frau gerettet hat und darob seinen Feierabend verpasste und ich wollte ja eigentlich meditieren. Sumarah heisst vollkommene Hingabe und der Führung folgen. Ja, das mach ich. Der Alltag als Übung (Karlfried Graf Dürckheim). Und: es lebe die ADAC Plusmitgliedschaft!

Ich habe Delia’s Nachlasspfleger besucht – ich kann nicht zuschauen, wenn weibliches Erbe verschleudert wird, in einer Zeit in der Frauen sowieso wenig und selten vererben. Was ich tun konnte, habe ich getan und konnte im Moment auch nur ich tun. Nun ist alles auf dem Weg. Wer sie nur ein bisschen gekannt hat, weiß, dass sie es sich gerne eher schwer als leicht gemacht hat und alle rundrum es bitte auch so tun sollten. Ich wundere mich also nicht darüber, dass kein eindeutiges Testament mich beauftragt hat, sondern einzig und allein die immer noch vorhandene und nie zerbrochene Verbindung.

Und Franz. Ich denke jeden Tag an ihn. Vorgestern besuchte ich seine Gefährtin, bekam einen Stick mit allen Dateien, die irgendwie mit meinem Soloalbum zutun haben – wir tauschten Geschichten und Erinnerungen, weinten zusammen und teilten den Zorn auf ein unergründliches blödes Schicksal, was hier in die Speichen gegriffen hat. Und waren uns einig, dass sein lyrisches und musikalisches Erbe weiter auf die Bühne gehört. Wie und mit wem auch immer.

Die klugen Kollegen von Gangart Leipzig haben schon während der pandemisch inspirierten Massnahmen in ihre Rahmen gehängt, was wichtig ist, wenn da keine Konzertplakate hängen dürfen und man aber trotzdem was sagen will. Wir sollten uns öffnen für die zarten Stimmen, für die freundlichen Kommentare, für alles was uns hilft, mit Anstand und Würde in dieser Zeit zu leben. Im allgemeinen Kriegsgebrüll gibt es so vieles zu hören. Mein Beruf ist ja eigentlich nicht Musikerin, sondern Hörerin, Zuhörerin, Lauschende …..

Der Feind wohnt im eigenen Herzen. Wo sonst.

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