Kraniche, Gänse, das Ende der Welt und das Konzert für den Iran

Grade ist mir wieder sehr bewusst, dass ich mich in der Landschaft der Endkämpfe des 2. Weltkriegs befinde. Passend dazu wird am nahen Schießstand geschossen. Morgen besuche ich die Gedenkstätte, so wie immer alle ein bis zwei Jahre. Das Kranichvolk versammelt sich am nahen Fließ, ab und an überfliegen Gänse den Hof. Aus dem Leihregal im Bioladen kommt aktueller Lesestoff: Eine Biographie von Alma Mahler (von Francoise Giroud), klassische jüdische Witze von Salcia Landmann und „Ideen, um das Ende der Welt zu vertagen“ von Ailton Krenak, einem brasilianischen Indigenen, da gefällt mir schon beim Reinlesen der Perspektivwechsel, bei uns auch gerne Relativieren genannt. Wir haben halt keine Ahnung, dass die Welt als erstes mal umgeträumt und neu gedacht werden muss. Danach kommt das Gerede, mit dem alle Revolutionen beginnen. Ja, ich darf darüber reden, dass dieses Land, diese Landschaft, seit Jahrzehnten jedes Jahr Knochen von toten Soldaten ausspuckt. Knochen von Männern aus Deutschland und Knochen von Sowjetbürgern. Damit mache ich das Leid der Menschen in den aktuellen Kriegen nicht kleiner. Und: Wie hoch war eigentlich der Anteil der „Flintenweiber“? Ui – da sind sie wieder, die Flintas. Tut mir leid, ich bin Musikerin, ich höre den Klang der Worte, bevor sich mir der Sinn erschließt. Und dann finde ich den Sinn öfter zum Lachen. Also: Waffenruhe. Und hinsetzen und reden. Ist mühsam, ich weiss. Viel Lebenszeit verbringe ich damit, Menschen zuzuhören, mit ihnen zu sprechen, sie zu motivieren, das ihnen Mögliche zu tun – Infos hin- und herzutragen und ganz am Ende zu akzeptieren, dass sie sich nicht nach meinen Wünschen richten. Je mehr meiner Hingabe und je weniger meines Egos im Spiel ist, umso erfolgreicher bin ich in der Regel. Ist es das, was die Ahnen meiner Vaterfamilie als Diplomaten in St. Petersburg taten?

Noch schnell ein Bäumchen pflanzen!

Und am 3. Dezember 2022 gibt es „Frau/ Leben/ Freiheit“, ein Konzert für den Iran in der Lukaskirche Leipzig. Bitte vormerken!

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