Seit heute Mittag kannst du meine Musik hören am neuen Denkmal für die Zwangsarbeiterinnen – ungarische Jüdinnen und französische Restistance-Kämpferinnen – am Equipagenweg/ Wolfswinkel Markkleeberg. Wann imer du mit dem Rad auf der Neuen Linie Richtung Lauer/ Cospudener See durch den Leipziger Auwald fährst, halte kurz nach dem „Betonwolf“ inne. Es gab heute eine sehr berührende Veranstaltung anlässlich des Holocaust-Gedenktages – 80 Jahre nach der Befreiung des Vernichtungslagers in Auschwitz durch die sowjetische Rote Armee. Über einen QR-Code „Klangmediathek“ kommst du zu meiner Klanginstallation – einer Komposition für den Ort, die eingesperrten und gequälten Frauen, zur Erinnerung und als Anregung, den Totalitarismus und seine Wirkungen zu erforschen …..

Ich bedanke mich von Herzen bei der Stadt Markkleeberg für den Kompositionsauftrag! Vor ein paar Jahren las ich darüber, dass eine Neugestaltung des Denkmals geplant ist, ich meldete mich daraufhin beim Kulturamt der Stadt – wir saßen mitten in der Pandemie an einem langen Tisch bei offenen Fenstern. Ich entrollte meine Vision von Musik für diesen Ort. Ja, Frau Freytag, das wird aber nicht morgen. Ja, sagte ich. Viele viele Tage später bekam ich einen Anruf. Und sehr bald danach den Auftrag mit einem konkreten finanziellen Angebot. So konnte ich diese Klanginstallation realisieren. Du hörst mich am Klavier (danke an das Volkstheater Rostock für die Möglichkeit, zu spielen und aufzunehmen), du hörst meine Stimme (die Sprache, in der ich singe und rede, gibt es nicht – und deswegen ist sie universell). Alles ist von mir eingespielt, aufgenommen und gemixt – ich konnte heute hören, dass die Boombox das gut wiedergibt. Kommst du vorbei, setz Kopfhörer auf.
Es war wertschätzende Politprominenz anwesend. Danke!


Erinnerungskultur ist seit vielen Jahren mein Thema. In vielfältigen Formen. Ich bin unendlich glücklich über diese schöne Möglichkeit, mich einzubringen. Irgendwann sind alle ZeitzeugInnen gestorben. Es muss einen Weg geben, das Geschehene/ das Geschehen auch emotional erfahrbar zu machen. Das können wir als Künstlerinnen und Künstler nicht den politisch wirksamen Menschen überlassen. Es braucht mehrdimensionale Ereignisse. Seit 2006 arbeite ich auf dem Gelände des ehemaligen Aussenlagers des KZ Buchenwald. Ich denke nicht jeden Tag daran, wo ich bin. Ich denke nicht jeden Tag daran, wo ich bin, wenn ich irgendwo bin. Aber ich nähere mich immer wieder der Energie eines Ortes.
Danke an alle, die nach der Veranstaltung zu mir kamen und mir schilderten, was sie gehört, gesehen und erinnert haben.
Welche Ermutigung.
