Was ich grade höre/ sehe – Giovanna Marini
Vor vielen Jahren sah ich einen Porträtfilm über sie, ihre wegweisende Chorarbeit und ihr Lebenswerk, italienische Volksgesänge zu dokumentieren und aufzuführen. Dein Ich muss nicht in der Masse verschwinden oder sich bis zum Verschwinden anpassen, hier ist der Beweis! Überliefert sind in Italien tatsächlich auch Abweichungen von den korrekten Tonhöhen, die in den Noten (Gedächtnishilfen) entsprechend mit Pfeilen nach oben/ unten gekennzeichnet werden. Ich bin sicher, das gab es bei uns auch. Genauso wie ungerade Taktarten rund um uns herum lebendig sind und sicher nicht einfach so einen Bogen um Zentraleuropa machen.
Auf dem Weg in meine Arbeitsräume fand ich heute in einem Büchertauschregal Texte von Elsa Asenijeff. Ihr temporärer Lebensgefährte Max Klinger ist uns eher geläufig. Nun will es der Zufall, dass ich vor ein paar Tagen das Startnext- Crowdfunding einer Künstlerkollegin unterstützte, die einen Theaterabend zu Elsa, der Schriftstellerin und Feministin, plant. Wer also noch 5, 10, 37 oder 51 Euro übrig hat, kann sich eine Theaterkarte oder andere schöne Sachen kaufen. Einfach Geld schenken geht auch. Getreu dem Startnext-Motto „Die Zukunft gehört den Mutigen!“ „ELSA – UNDER THE INFLUENCE“
Soviel ist passiert. Die geplante „Osterruhe“ hat uns alle aufgewühlt. Die Rücknahme der Maßnahmen und die Entschuldigung der deutschen Kanzlerin auch. 2008 zum 50jährigen Lebenshilfe-Jubiläum saß ich auf der Bühne im Hof der Kulturbrauerei Berlin nur wenige Meter von Angela Merkel entfernt, während sie die Laudatio hielt. Ich fühlte eine klare, saubere Energie und das, was ich „protestantisches Arbeitsethos“ nenne. Das mag vielleicht etwas karg und reduziert sein, aber es ist nicht korrumpierbar. Diese Menschen sind treu. Einige von ihnen sind meine guten FreundInnen.
„Da zieh ich den Hut“, hätten meine ArtistenKollegInnen gesagt. In diesem Sinne, Chapeau, Angela!