Mein 50jähriges Bühnenjubiläum

Es hat natürlich auch ein Datum. Am 7. 7. 1972, mit 6 Jahren und 11 Monaten, hatte ich meinen ersten großen Auftritt als Solistin, beim Pressefest in Gera. Pressefeste waren alljährlich stattfindende und für damalige Verhältnisse gigantische Freiluftveranstaltungen mit vielen KünstlerInnen und den damals noch üblichen großen Orchestern bzw. Bigbands. Ich stehe da mit dem „Großen Unterhaltungsorchester Halle“ unter Erich Donnerhack. Er war selbst Geiger und gründete nach dem Krieg und seiner Rückkehr aus der Gefangenschaft zunächst in Leipzig das „Rundfunk-Unterhaltungs-Orchester Erich Donnerhack“, in dessen Konzerten z.B. Heinz Quermann, Lutz Jahoda und Fred Frohberg ihre Karriere begannen.

Mein Vater Wolfgang war von 1967 bis 1970 Solobratscher bei Donnerhack im Hallenser Orchester. So gab es den Kontakt und er schlug der Konzert- und Gastspieldirektion Gera (der staatlichen Künstlervermittlung) meinen Auftritt vor.

Natürlich (!) war ich gebrieft, dass das natürlich (!) trotz der Country-Attitüde kein „Cowboylied“ ist, wie ich es dem Redakteur der Zeitung „Volkswacht“ sagte (von wegen westlicher Kultur und Dekadenz). Aber ich war ja noch nicht mal sieben und so gab es nur einen kurzen und folgenlosen Wirbel deswegen. Ach ja, das waren Zeiten.

Eins meiner Lieblingsstücke aus diesen Tagen ist das Andantino aus „Bilder der Kindheit“ des sowjetisch-armenischen Komponisten Aram Chatschaturjan. Das ist der mit dem Säbeltanz (aus dem Ballett „Gayaneh“). Gabs dann später nochmal in Kubricks „Odyssee im Weltraum“. Vielleicht wurzelt meine Verbundenheit mit der Musik des Kaukasus in diesem Klavierstück von einem Mann, der selbst mit georgischer, armenischer und aserbaidschanischer Musik aufwuchs. Wer weiß. Die Formalismus-Anklage (antisowjetische Tendenzen in seinen Kompositionen) blieb ihm nicht erspart. Die Leute, die ihm (und Schostakowitsch und Prokowjew und und) das vorgeworfen haben, sind heute zu Recht vergessen.

Kürzlich durfte Schostakowitschs „Leningrader Sinfonie“ nicht aufgeführt werden. Musik von einem Russen. Phhhh. Grade denke ich, ob Vergessen nicht auch eine gute Strategie ist. Davor haben die Kriegstreiber, Spalter, Todessüchtigen und Machtbesessenen dieses Planeten mit Sicherheit die meiste Angst. Dass sich niemand ihrer erinnern wird.

Aus meiner Sicht hat das mit der großen künstlerischen Laufbahn durchaus funktioniert. Ich habe soviel gemacht in den letzten 50 Jahren, wenn ich drüber nachdenke, kann ich es selbst kaum glauben.

Am 7. 7. 2022 reise ich zum Rudolstadtfestival, gebe am 8. einen Bodymusic-Workshop und spiele das ganze Wochenende mit der Folkstanzjubelband zum Tanz. Neben unfassbar vielen anderen Projekten, die rund um dieses Datum auch eine Rolle hätten spielen können, finde ich die Auswahl, die das Schicksal für mich getroffen hat, absolut angemessen.

Und aus der Rubrik „Musik und Politik“ – Ingeborg und die FRIEDENSSTATUE.

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