Erinnerungskultur

Vorgestern und gestern besuchte ich zwei Veranstaltungen, mit denen das Institut Français Leipzig an den heutigen 60. Jahrestag der Unterzeichnung des Élysée-Vertrages erinnert. Konrad Adenauer und Charles de Gaulle beendeten damit offiziell die „Erbfeindschaft“. Natürlich haben alle Verträge ihre Lücken und Tücken, aber in der Folge entstanden zahllose Städte-, Schul-, Vereinspartnerschaften. Mehrere linksrheinisch sozialisierte Menschen schilderten mir in lebhaften Farben ihre bereichernden Erfahrungen durch die nachbarschaftliche Begegnung mit französischer Sprache und Kultur. Und schön, dass die drohende Schließung des Goetheinstituts Toulouse vorerst abgewendet werden konnte! (Die Goetheinstitute sind in Struktur und Auftrag so etwa die deutsche Entsprechung der Instituts Français.) Dass wir in Krisen immer zuerst Bildung und Kultur über Bord werfen, finde ich interessant und bedenkenswert. Mal gradeaus und nicht quer um die Ecke …. Apropos: In wenigen Tagen jährt sich auch „Operation Iskra“, die erfolgreiche sowjetische Offensive und damit das Ende der Blockade Leningrads durch deutsche Truppen. 871 Tage – 8. September 1941 bis 27. Januar 1944 – ca. eine Million tote, vor allem verhungerte Zivilpersonen. Als Meditationshilfe kann die 7. Sinfonie („Die Leningrader“) von Dimitri Schostakowitsch dienen, deren Leningrader Erstaufführung mitten in der Blockade stattfand. Dass sich Schostakowitsch mit seiner Musik zuallererst gegen faschistische, aber auch stalinistische und damit jedwede Gewaltherrschaft gleichermaßen wandte, ist sicher keine Unterstellung. Komponisten sind ja in der Regel keine Ideologen. Komponistinnen auch nicht. Ich höre übrigens ganz deutlich Humor bei Schostakowitsch, das ist ja öfter ein klares Zeichen für die Abwesenheit von Ideologie. Hähä.

Ob das wohl die sibirischen Barbaren sind, gegen die die ukrainischen Menschen unsere europäische Zivilisation verteidigen müssen? Wo doch meine Freiheit schon am Hindukusch begraben liegt.

Gelegentlich beantworte ich die Verwunderung über meine verwegenen Ausflüge in die unterschiedlichsten musikalischen Stile und meine Tänzchen zwischen Kunst und Unterhaltung mit: In meinem Herzen ist da kein Krieg. Was nicht heisst, dass in meinem Herzen dauernd Friede herrscht. Aber Auseinandersetzungen finden in Tönen/ Bildern/ Bewegungen statt.

FriedenFriedenFrieden. Ab sofort sind nur noch künstlerische Mittel als Fortsetzung sinnlos gewordener Politik erlaubt. Okay, auch Sport …

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