Danke. Danke. Danke

Ein super schönes Konzert. In der Galerie KUB. Sheila am Einlass, ich konnte gar nicht genug feiern. Benjamin hatte grade ein Paket mit neuen Scheinwerfern bekommen. Ich stellte Repros von meinen Bildern dazu. Stundenlang war es halb acht, wie üblich. Dann spielte ich Geige, sang, spielte Rahmentrommel, erzählte ein paar Geschichten zu meinem Soloalbum und etwas zu den Menschen, denen ich zu Dank verpflichtet bin. Franz, der das Album aufgenommen und gemixt hat. Mein Pappa, der mein erster musikalischer Partner war. Jens, der mir unter vielem anderen seine Plattensammlung öffnete – meine Initiation in den orientalischen Rhythmuskosmos. Nora, die meine Schülerin war und meine Lehrerin wurde – Inspiration, Herausforderung und Heimkommen. Mona, eine von vielen sichtbaren Mehrfachbegabten, die vor allem in den letzen drei Jahren auf mich zustürzten und mir klarmachten, dass es ein Universum der Mehrfachbegabten gibt, in dem ich auch ein Zimmer habe. Und Verena, Eckhard, Jörg, Qazal, die „Komplizen“ ….

Ob ich überhaupt jemals so lang anhaltenden Applaus bekommen habe? Ich glaube nicht. Nach jedem Stück und am Schluss wollte er kein Ende nehmen. Habe ich heute abend empfangen, was ich aussende? Das wäre schön. Das ist schön.

Es gibt Video- und Audiomaterial vom Konzert – ich bereite es demnächst auf!

Im Laufe des Abends erreichte mich über Nora Thiele ein Video – every day is women’s day!
Connection is the answer! Women Of The World Unite

Mona Ragy Enayat zum 8. März 2023

Premierenfieber ist …

… aufregend schön. Heisst es in „Kiss me Kate“. PHHHH. Übermorgen starte ich nach Altenburg, um meine Ausstellung „Passage“ aufzubauen, Eröffnung ist dann am 1. März um 18.30. Nach langer Zeit gehe ich mal wieder mit meinem Bildwerk in die analoge Öffentlichkeit. Viel Vorbereitung, in der ich keine Routine habe – entsprechend groß ist meine Ungeduld mit mir. Aber ich habe endlich mal allen Bildern, die noch keinen hatten, einen Namen gegeben. Und Repros gerahmt für alle Menschen, die sich kein Original leisten können oder wollen. Die Restbestände der Neujahrskarten aus den letzten 25 Jahren gehen ebenfalls raus. Unter den Originalen sind einige, die ich aus verschiedenen Gründen (noch) nicht verkaufe, aber die meisten dürfen nach Ende der Ausstellung am 27. April woanders wohnen und ein neues Leben beginnen. Ich freue mich darauf! Und auf die zwangsläufige Rückkehr geteilter Energie 😉 Ansonsten: der Frühling kommt. Vorfreude, Neugier, Dankbarkeit und Macht-von-Innen beim Begrüßen von allem Neuen und Schönen im Leben sind sinnvoll. Von Sinn erfüllt. Mit Lebensenergie erfüllt. Wenn wir aufhören, Ideologien zu füttern und mit Sinn und Lebensenergie zu füllen – was würde dann wohl passieren?

Mein großer Zeichentisch. Beim rahmen der Repros – im Hintergrund meine Elektro-Mizhar = an wieviele Effektgeräte kann man eine Rahmentrommel anschließen, bis der Arzt kommt!

„Empört euch – Gehört euch – Und liebt euch – Und widersteht“ – dichtete so schön unser aller Wecker.

13. Februar 2023 – 1945

Meine Gesangsprofessorin war als Kind mit ihrer Mutter aus Dresden nach Leipzig geflohen und erlebte die Bombennacht aus der Entfernung. „Ingeborg, der ganze Himmel war taghell erleuchtet und rot vom brennenden Dresden.“ Ich habe seither oft versucht, mir das vorzustellen. Bei vielen Abend- oder Morgenröten dachte ich daran. Für viele jüdische Menschen (die ja nach 1941 nicht mehr ausreisen durften) war das brennende Dresden (wenn sie überlebten) die Rettung, weil dabei auch sämtliche Unterlagen, Deportationspapiere usw. zu Asche wurden. Als Externe der Musikhochschule und halbe Dresdner Sächsin war ich als Kind oft in der Stadt, auch in den zentral gelegenen Museen und im Schauspielhaus. Später habe ich dort studiert, gewohnt und meine ersten Bandprojekte gestartet. Oft führte mich mein Weg an der Ruine der Frauenkirche vorbei.

Ich persönlich hätte die Kirche nicht wieder aufgebaut. Ich fand es gut, im Alltag immer wieder mal innezuhalten und daran zu denken, was Krieg bedeutet. Nach 45 besuchten englische und amerikanische Bomberpiloten Dresdner Überlebende. Heilung und Versöhnung waren ganz lange wichtige Themen – nicht immer in den Schlagzeilen. So wie auch jetzt die Schlagzeilen nicht das wirkliche Leben abbilden. Damit meine ich ausdrücklich alle Schlagzeilen.

Ende der 80er starb ein junger Mann aus dem erweiterten Freundeskreis bei einem Manöver nördlich von Berlin. Er wurde von einem Panzer überrollt. Ich schrieb ein Lied – das einzige wirklich politische Lied im Repertoire meiner damaligen Band „frank & frey“ ….. Mir machte die Militarisierung meines Landes Sorgen, die Aufrüstung kannte scheinbar keine Grenzen mehr und die jungen Männer kamen traumatisiert und mit ausgebrannten Augen von „der Fahne“ (ihrem Grundwehrdienst) zurück. Die Möglichkeit der Verweigerung gab es real nicht. Die Bausoldaten wurden als billige Arbeitskräfte ausgebeutet und genauso oder schlimmer geschurigelt. Die eine oder andere positive Anekdote existiert natürlich – man konnte auch Glück haben.

Ein kleiner Stolperstein auf dem „Highway To Hate“: eine russische Geburtstagsfeier am Wochenende, der Wollenberg und die Pillingkinder haben gesungen, Pojechaly hat gespielt, es wurde getanzt zu unserer Musik, wir ehrten Uta und ihre Texte, alle Generationen, verschiedene Sprachen und Herkünfte waren anwesend – Essen, Trinken, Reden und Normalität leben. Trotz aller Unterschiede. Auch das ist die Realität.

Und ein anderer kleiner Stolperstein, ein Lied, was alle Ostsozialisierten aus ihrer Kindheit kennen. Geschrieben wurde es übrigens von einer Kindergärtnerin. Flüchtling aus Schlesien, gelandet im Südharz. Da, wo ich herkomme.

Kleine weiße Friedenstaube, fliege übers Land; allen Menschen, groß und kleinen, bist du wohlbekannt.

Du sollst fliegen, Friedenstaube, allen sag es hier, dass nie wieder Krieg wir wollen, Frieden wollen wir.

Fliege übers große Wasser, über Berg und Tal; bringe allen Menschen Frieden, grüß sie tausendmal.

Und wir wünschen für die Reise Freude und viel Glück; kleine weiße Friedenstaube, komm recht bald zurück.

Wem der Text zu naiv ist, führe sich „Der Frieden“ von der Gruppe Lift zu Gemüte – die Lyrics hat der von mir sehr verehrte Leipziger Dichter Andreas Reimann geschrieben – wer sie noch im Schrank hat, von der LP „Rock für den Frieden 1982“. Ansonsten bei Radio Iskra auf YouTube.

Was du aussendest, kehrt dreifach zu dir zurück. Bedenke das Gesetz.

Parallel zur Realität

Geht nicht? Das geht. Am besten am Meer, mit Fisch , herumlaufen und atmen . Ein bisschen zeichnen, ein bisschen Rahmentrommel üben, den Ohren und Augen erlauben, dass sie die Hände lenken dürfen. Den Mond anschauen. Durchlässig werden.

Habe ein Buch über „Zirkuskünstlerinnen zwischen Hochseil und Raubtierkäfig“ gefunden und gekauft . Tollkühne Frauen.


Punkt.

Nicht. In. Meinem. Namen.

Ich lege die weissen Bettlaken bereit.

Ich erwarte von einer deutschen Regierung, dass sie sich nach zwei Weltkriegen jeglicher Beteiligung an Kriegen enthält. Direkt und indirekt, in Worten und Taten.

Ich erwarte von unseren europäischen Nachbarn, dass sie Deutschland nicht zu Aufrüstung und Kriegsbeteiligung drängen. Eigentlich sollten sie vor einer zahlreichen, gut bewaffneten und moralisch entschlossenen deutschen Armee eher Angst haben.

Ich erwarte, dass Politikerinnen und Politiker ab sofort ihre Meinungen wieder im Parlament mit anderen diskutieren und beraten und sie nicht einfach in den Medien veröffentlichen oder in Interviews bekanntgeben und damit „Tatsachen“ schaffen.

Ich erwarte, dass die Vereinigten Staaten von Amerika respektieren, dass Europäerinnen und Europäer möglicherweise besser wissen, wohin die Nibelungentreue führen kann.

Ich erwarte, dass alle Parteien nicht weiter diejenigen ihrer Mitglieder für Entscheidungsfunktionen auswählen, die den Satz „Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern!“ am überzeugendsten aussprechen können, sondern diplomatisch/ integrativ begabte, mitfühlende, historisch gebildete und starke/ standhafte Persönlichkeiten.

Ich erwarte, dass wir alle uns daran erinnern, dass die deutsche Wiedervereinigung u.a. stattgefunden hat, weil der Russe uns 1989 nicht mit Panzern niedergewalzt hat. Wir hatten keine Waffen und wir wollten auch keine. (Und eigentlich wollten wir unser Land verbessern und es nicht unter die Geier werfen. Anderes Thema.) Im Nachgang betrachtet hätte Gorbatschow im sowjetischen Einflussbereich wohl besser hart durchgreifen sollen, dann gäbe es den Ostblock und das Gleichgewicht des Schreckens noch. Das ist ein Scherz! Der berühmte Galgenhumor. Im Angesicht des Verderbens noch schnell einen guten Witz reissen. Fällt der Russe tot vom Traktor ist in der Nähe ein Reaktor. Naja. Das Kriegsgerät kehrt irgendwann zu uns zurück. Wie sonst auch. In welchen finsteren Kanälen aktuell die ganzen schönen Sachen verschwinden, will ich gar nicht so genau wissen.

Ich erwarte, das die Partei „Bündnis 90/ Die Grünen“ sich auf die Traditionen der DDR-Bürgerrechtsbewegung und deren ursprüngliche Themen Frieden/ Menschenrechte/ Umweltschutz besinnt und entsprechend handelt oder „Bündnis 90“ aus ihrem Namen streicht.

So. Und noch eine kleine Anekdote vom „Highway To Hate“.

Eine Kollegin zieht los, um sich Holzbriketts für ihr Atelier zu kaufen. Die inzwischen das zwei- bis dreifache kosten. Um herauszufinden, ob es abseits der ideologischen Ebene auch ganz handfeste materielle Unterschiede gibt, die den neuen Preis rechtfertigen könnten, betrachtet sie sich die Etiketten genauer. Und siehe da, es gibt die alten drei Sorten inzwischen neu etikettiert – zwei aus der Ukraine, eine aus Russland. Da die unterschiedlichen Sorten unterschiedlich heizen, die einen machen schnell große Flammen = schnell warm, die anderen brennen langsamer ab und halten die Wärme länger, begrübelt sie nun, ob Ukraine und Russland wohl zusammen …. Auf gar keinen Fall! (sag ich!) …. in einen Ofen dürfen?? …. Achso, natürlich. Mit Öfen kennen wir uns ja aus. (sag ich!) ….

Der Referenzrahmen spielt natürlich beim Hassen auch eine Rolle = was ist grade gesellschaftlich/ sozial/ politisch akzeptiert, wo an den Rändern kann das Ganze noch gedehnt werden – kurz: was halte ich ganz persönlich für „normal“ und „akzeptabel“ – gut aufgehoben in meinem Umfeld. Natürlich stecken wir heutzutage keine Russen und Ukrainer mehr in den Ofen. Haben wir aber mal gemacht und es hat sich niemand groß was dabei gedacht. Nicht mal als es zu spät war.

Feld bei Seelow – Ein Ort der Endkämpfe des 2. Weltkriegs
Gedenktafel für Zwangsarbeiter bei Leipzig

Fe Reichelt – zur Erinnerung

Am 5. Januar 2023 starb meine wunderbare Tanz-, Bewegungs- und Atemlehrerin Fe Reichelt. Ich hatte das Glück, sie im hohen Alter kennenzulernen und von ihren stets praxisnahen und humorvollen Unterweisungen zu profitieren. Dass eine über 90jährige begreiflicherweise Schwierigkeiten hat, auf die Matte zu kommen – ja. Dass wir (alle so etwa halb so alt) ihr dann auf der Matte und auch gedanklich kaum noch folgen konnten, wird mir ewig ein Vorbild bleiben. Wer sagt, dass Altwerden/ Altsein zwangsläufig mit Verblödung und einem unbrauchbaren Body einhergehen muss, hat das Leben nicht ganz verstanden. Leben erneuert uns ganz physisch jeden Tag und wir können Neues lernen und Schönheit erleben bis wir in die Grube fahren. Yessssss!

Ziemlich genau 20 Jahre, nachdem Fe 1973 in einem zum Abbruch bestimmten Industriegebäude in der Grafenberger Allee 330 in Düsseldorf-Flingern vorübergehend ihre Ballettschule untergebracht hatte und damit die „Werkstatt“ (heute „tanzhaus NRW“) gründete, schlug ich dort auf, um mehr über afrikanische Musik und afrikanischen Tanz zu lernen. Von den Besten der Community aus Ghana und den GrenzgängerInnen zwischen African & Contemporary Dance. Ich bin noch heute geflasht von dieser unglaublichen, offenen und kreativen Atmosphäre und den großartigen zugewandten Lehrpersonen. Alles weitere war nur die logische, selbstverständliche und fraglose Fortsetzung.

Danke.

Olombelo Ricky & Olombelo Freytag 2016

Erinnerungskultur

Vorgestern und gestern besuchte ich zwei Veranstaltungen, mit denen das Institut Français Leipzig an den heutigen 60. Jahrestag der Unterzeichnung des Élysée-Vertrages erinnert. Konrad Adenauer und Charles de Gaulle beendeten damit offiziell die „Erbfeindschaft“. Natürlich haben alle Verträge ihre Lücken und Tücken, aber in der Folge entstanden zahllose Städte-, Schul-, Vereinspartnerschaften. Mehrere linksrheinisch sozialisierte Menschen schilderten mir in lebhaften Farben ihre bereichernden Erfahrungen durch die nachbarschaftliche Begegnung mit französischer Sprache und Kultur. Und schön, dass die drohende Schließung des Goetheinstituts Toulouse vorerst abgewendet werden konnte! (Die Goetheinstitute sind in Struktur und Auftrag so etwa die deutsche Entsprechung der Instituts Français.) Dass wir in Krisen immer zuerst Bildung und Kultur über Bord werfen, finde ich interessant und bedenkenswert. Mal gradeaus und nicht quer um die Ecke …. Apropos: In wenigen Tagen jährt sich auch „Operation Iskra“, die erfolgreiche sowjetische Offensive und damit das Ende der Blockade Leningrads durch deutsche Truppen. 871 Tage – 8. September 1941 bis 27. Januar 1944 – ca. eine Million tote, vor allem verhungerte Zivilpersonen. Als Meditationshilfe kann die 7. Sinfonie („Die Leningrader“) von Dimitri Schostakowitsch dienen, deren Leningrader Erstaufführung mitten in der Blockade stattfand. Dass sich Schostakowitsch mit seiner Musik zuallererst gegen faschistische, aber auch stalinistische und damit jedwede Gewaltherrschaft gleichermaßen wandte, ist sicher keine Unterstellung. Komponisten sind ja in der Regel keine Ideologen. Komponistinnen auch nicht. Ich höre übrigens ganz deutlich Humor bei Schostakowitsch, das ist ja öfter ein klares Zeichen für die Abwesenheit von Ideologie. Hähä.

Ob das wohl die sibirischen Barbaren sind, gegen die die ukrainischen Menschen unsere europäische Zivilisation verteidigen müssen? Wo doch meine Freiheit schon am Hindukusch begraben liegt.

Gelegentlich beantworte ich die Verwunderung über meine verwegenen Ausflüge in die unterschiedlichsten musikalischen Stile und meine Tänzchen zwischen Kunst und Unterhaltung mit: In meinem Herzen ist da kein Krieg. Was nicht heisst, dass in meinem Herzen dauernd Friede herrscht. Aber Auseinandersetzungen finden in Tönen/ Bildern/ Bewegungen statt.

FriedenFriedenFrieden. Ab sofort sind nur noch künstlerische Mittel als Fortsetzung sinnlos gewordener Politik erlaubt. Okay, auch Sport …

Record Release Concert PASSAGE – Ingeborg Freytag Solo am 8. März 2023

Ingeborg Freytag Solo PASSAGE

Am 8. März um 20.00 in der Galerie KUB in Leipzig. Wir redeten so über mögliche Termine und irgendwann blieb der Internationale Frauentag übrig, das fanden wir dann doch sehr passend. Die wesentliche Initiatorin des Frauentags, Clara Zetkin, war übrigens eine der wenigen GegnerInnen der Bewilligung von Kriegskrediten, also der Aufrüstung für den 1. Weltkrieg….

In 3-4 Wochen wird die CD bereits in allen Onlineshops erhältlich sein. Nachdem die Arbeiten zur Digital Promotion doch überraschend zügig ihren Abschluss fanden, kann ich mich nun um die finale physische Umsetzung kümmern. Danke Mario von Palmo Music! Danke Jörg für’s Layout! Danke Manfred und Ben für die Übersetzungshilfen!

Am 1. März eröffne ich ausserdem in Altenburg meine Ausstellung PASSAGE, dazu gibt es ein Künstlerinnengespräch und natürlich Musik von mir! Mehr Infos demnächst. Es ist schön, zu fühlen wie sich alles fügt.

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